Pasching im Dritten Reich
Zuletzt hatte der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg noch einen Befreiungsschlag versucht, aber für die Rettung Österreichs als unabhängiger Staat war es zu spät. Am 12. März marschierte, von vielen bejubelt, deutsches Militär über die Grenze.
Die Volksabstimmung, bei der sich die Bevölkerung am 13. März 1938 zur Unabhängigkeit Österreichs hätte bekennen sollen, wurde am 11. März auf Druck aus Berlin abgesagt. In vielen Orten marschierten bereits die Nationalsozialisten auf. Auch viele Paschinger machten sich auf den Weg zu einer Kundgebung nach Linz. Am Abend erklärte Schuschnigg im Rundfunk seinen Rücktritt.
Die „Anschlusstage“ in Pasching
In der Nacht auf den 12. März, um 0:30 Uhr, erhielt der Postenkommandant Leopold Jagsch die ersten Direktiven. Zwei SS-Männer aus Linz beaufsichtigten den Dienst, am Morgen wurden sie von SA-Männern aus dem Ort abgelöst. Neue Anweisungen kamen am 13. März. Ein Bauer aus Aistenthal, ein SS-Mann, erklärte, dass von nun an die Exekutive unter seiner Leitung stünde. Es begannen Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen. Eine deutsche Militäreinheit, bestehend aus 260 Mann, bezog im Ort Quartier. Die katholischen Vereine wurden verboten, ihr Besitz von der NSDAP übernommen.
Bei der inszenierten „Volksabstimmung“ am 10. April, die den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bestätigen sollte, gab es keine einzige Gegenstimme in der Gemeinde.
Die neue politische Landschaft
Als neuer Bürgermeister von Pasching wurde der Tischlermeister Adam Mittermayr eingesetzt, er war zugleich auch Ortsgruppenleiter. Da er bald nach Traun übersiedelte, folgte ihm im Jänner 1939 Franz Jungreithmayr vom Hofbauerngut in Thurnharting nach. Ein Jahr vor Kriegsende, im März 1944, übernahm Fritz Feitzlmayr, der auch Kreisbauernführer war, das Bürgermeisteramt.
Ortsgruppenleiter nach Mittermayr war, zur Überraschung vieler, am 1. Dezember 1938 der Oberlehrer Freudenthaler geworden, er war immerhin bis zur Machtergreifung der Nazis Mitglied der Vaterländischen Front gewesen. Aufgabe der Ortsgruppenleitung war es auch, die Bevölkerung systematisch zu überwachen, die Stimmungslage zu erheben und die Einhaltung von Verboten – etwa ob „Feindsender“ gehört würden – zu kontrollieren. Doch Freudenthaler dürfte wenig an der Bespitzelung der Paschinger gelegen sein. Da er offenbar niemanden „vernadern“ wollte, wurde er 1941 vom Kreisleiter enthoben.
Ortsgruppenleiter Salzer
Mehr Druck auf die Bevölkerung machte der spätere Ortsgruppenleiter Friedrich Salzer, dessen Mutter ursprünglich aus Wagram stammte. Salzer war in der Bevölkerung gefürchtet, weil er selbst vor Misshandlungen nicht zurückschreckte und schnell mit dem KZ drohte. Besonders scharf ging er gegen die ausländischen Zwangsarbeiter vor. Sogar die eigenen Parteigenossen hatten vor ihm großen Respekt. Zellen- und Blockleiter, die seiner Aufforderung zu Denunziationen nicht übermäßig nachkamen, belegte er mit Geldstrafen oder brachte sie vors Parteigericht. Etliche Paschinger wurden auf seine Anzeigen hin zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.
Sein radikales Vorgehen, auch gegenüber der Kirche, war schließlich dem Bürgermeister Feitzlmayr zu viel. Ein halbes Jahr vor Kriegsende wurde Salzer aus der NSDAP ausgeschlossen und strafweise zur Wehrmacht nach Italien versetzt. Es wurde ihm vorgeworfen, er habe sich militärische Auszeichnungen erschwindelt.
Die Randl-Flak in Wagram
Seit Herbst 1944 waren zahlreiche Flüchtlinge und Militärpersonal in Pasching einquartiert. Im Gasthof Emhofer wurde eine Feldküche betrieben, vorübergehend war hier auch eine SS-Einheit stationiert. Im Heißgarten lagerten Flak-Soldaten – sie gehörten zu einer beim Randlgut in Wagram stationierten Flak-Einheit, bestehend aus drei schweren Flugabwehrkanonen mit jeweils 4 Geschützen. Sie sollten den von Hitler im Dezember 1943 befohlenen Flakgürtel um Linz verstärken. Im Frühjahr 1945 flog eine alliierte Bomberformation aus Richtung Wels einen direkten Angriff auf die Flak in Wagram. Zum Glück wurden die Bomben zu spät ausgelöst, so dass sie im Wald westlich des Weingartshofes einschlugen.