1945: Kriegsende und Neubeginn

Die letzten Kriegswochen: eine enorme Flucht- und Absetzbewegung aus dem Osten, ungarisches Militär, „Volksdeutsche“ aus Südosteuropa. Anfang Mai beginnen sich auch deutsche Heereseinheiten aufzulösen, während die Amerikaner Richtung Linz vorrücken.
Am 3. Mai stießen amerikanische Einheiten von Passau kommend ins Hausruckviertel vor, am 5. Mai hatten sie den Großraum Linz besetzt. An diesem Tag ging auch in Pasching der Krieg zu Ende. Kurz davor hatte die SS noch standrechtliche Erschießungen durchgeführt. Vergeblich hatten drei Wehrmachtsdeserteure bei einem Kleinbauern in Wagram Schutz gesucht. Der Bauer nahm sie freundlich auf, hinter ihrem Rücken aber schickte er seine Tochter zur nächsten SS-Streife. Wenig später wurden die drei Männer erschossen.

Die Amerikaner kommen
Am Vormittag des 5. Mai 1945 erreichten die ersten amerikanischen Truppen den Bezirk Linz-Land. Der Volkssturm, zu dem alle Männer im Ort zwischen 16 und 60 Jahren eingezogen wurden, zeigte keinen Fanatismus, sich den Befreiern entgegenzustellen. Doch in Wagram wurden sie von der Randlflak beschossen. Amerikanische Panzer feuerten zurück, dabei bekam auch der Pfarrhof in Pasching einige Treffer ab, alle Fenster wurden zerstört.
Die amerikanischen Truppen waren über die Dörnbacher Straße gekommen. Beim ersten Haus, dem des Sattlers Wiesmayr (Pasching 28), war ein weißes Leintuch aufgespannt, gegenüber beim Macherfriedgut empfing der Bauer Josef Aigner die Amerikaner mit einem Mostkrug in der Hand. Überall wurden die Truppen freundlich empfangen. Ein Panzerfahrer schwenkte zu einem Mädchen am Straßenrand hin: „You are a beautiful girl“, rief er ihr zu – und rammte dabei einen Gartenzaun. Die Amerikaner blieben nur kurz und zogen gleich darauf nach Linz weiter.

Nach der Befreiung: Chaos und Leid
In den ersten Tagen und Wochen kam es da und dort zu Plünderungen und Diebstählen, vereinzelt auch zu Racheakten. Bewaffnete Banden machten die Gegend unsicher, die Bauern waren ihnen schutzlos ausgeliefert.
Besonders dramatisch war die Situation in Hörsching. Bereits zwei Tage nach dem Einzug der Amerikaner waren 23.000 ehemalige Häftlinge aus Mauthausen und den Nebenlagern im Fliegerhorst untergebracht worden. Viele von ihnen starben in den ersten Tagen. Zudem breitete sich eine Fleckfieberepidemie aus, die zahllose Opfer forderte. Einmal wurden an einem einzigen Tag fast 1000 Tote verzeichnet. Auch der Arzt der Sanitätsgemeinde Hörsching-Pasching starb an Fleckfieber.
Hochrangige Nazifunktionäre aus Pasching wurden zu „Sühnearbeiten“ in die Kaserne Hörsching beordert, sie mussten Kranke zur Entlausungsstation bringen und Verstorbene aus den Zimmern tragen. Der Kreisbauernführer und Paschinger Bürgermeister Feitzlmayr wurde in Glasenbach interniert und sein Hof, das Zeilmayrgut, beschlagnahmt.
Zu Pfingsten wurde der Flugplatz in Hörsching auch Sammelpunkt vieler ehemaliger Kriegsgefangener. An zwei Tagen wurden 26.000 Personen von Hörsching ausgeflogen. Alle 30 Sekunden startete ein Flugzeug nach Paris.

Wiederherstellung der politischen Ordnung
Um die politische Ordnung wiederherzustellen, setzten die Amerikaner den letzten demokratisch gewählten Bürgermeister, Stefan Niedermayr, wieder ein. Bei der ersten Gemeinderatswahl drei Jahre später wurde Georg Böhm (SPÖ) zu seinem Nachfolger gewählt.
Die dringlichste Aufgabe der neuen Gemeindeverwaltung war eine Lösung der akuten Wohnungsnot, denn zu Kriegsende hielten sich mehr als 3000 Vertriebene aus 21 Ländern in Pasching auf, rund 1350 blieben hier ansässig: „Volksdeutsche“ aus Jugoslawien, der Tschechoslowakei, aus Ungarn, Rumänien und Südtirol.
Noch lange fehlte es am nötigen Baumaterial und an den finanziellen Mitteln, um für die Heimatvertriebenen eine Siedlung zu errichten. Bald aber machten sich eine noch immer vorhandene „Kolonistenmentalität“, ein unerhörter Fleiß und die Nachbarschaftshilfe der Paschinger bezahlt. Um 1950 entstanden die ersten Eigenheime in Wagram, im heutigen Ortsteil Langholzfeld.