Pasching im Ersten Weltkrieg

Es begann mit der Nachricht vom Attentat in Sarajewo. Vier Jahre Krieg und das Ende der alten Ordnung in Europa waren die Folge. Die anfängliche Begeisterung war auch in Pasching schnell dahin.
Eigentlich wollte man sich an diesem Tag vergnügen. In Traun hatte am 28. Juni 1914 gerade das dreitägige Volksfest begonnen, das auch viele Paschinger anzog. Doch am Nachmittag verbreitete sich die Nachricht von der Ermordung des österreichische Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin in Sarajewo. Vier Wochen später, am 28. Juli, unterzeichnete Kaiser Franz Joseph die Kriegserklärung an Serbien. Es dauerte nur wenige Tage, befanden sich die europäischen Großmäche im Krieg.

Für Gott, Kaiser und Vaterland“
Am 1. August zogen die ersten Paschinger Männer zur Musterung nach Linz, da hatte man noch an einen kurzen siegreichen Feldzug geglaubt. Schließlich wurden immer mehr junge Männer aus Pasching eingezogen – und viele kehrten nicht mehr zurück. Sie fehlten überdies zu Hause als Arbeitskräfte, überhaupt waren an der „Heimatfront“ die Auswirkungen des Krieges bald in allen Bereichen zu spüren. Gleich bei Kriegsbeginn wurden die tauglich befundenen Pferde requiriert und nach Linz geführt. Die Staatsbahn war längere Zeit für den Zivilverkehr gesperrt, da die Soldaten auf die Kriegsschauplätze transportiert werden mussten. Auch Pferdefuhrwerke wurden an die Front nach Galizien geschickt. Zwei Wochen hindurch campierten auf den Feldern zwischen dem Pfarrhof und der Welser Straße rund 1200 Pferde und 600 Vorspannfuhrwerke, die in den Gerichtsbezirken Grieskirchen, Haag und Peuerbach requiriert worden waren.
Zogen die Soldaten anfangs noch jubelnd in den Kampf „für Gott, Kaiser und Vaterland“, häuften sich mit Fortdauer des Krieges Fälle von Wehrdienstverweigerung. Einer der Ersten, die zum Kriegsdienst einberufen wurden, war der 41-jährige Oberlehrer und Leiter der Volksschule Franz Stockinger. Er hatte Glück: Er kam zur Bahnwache und später nach Trient und war zu Weihnachten wieder zu Hause, krankheitshalber.
Für die meisten anderen, die an der Front in Galizien kämpfen mussten, bedeutete der Krieg unvorstellbares Grauen. Schon in den ersten Wochen musste die österreichisch-ungarische Armee schwere Niederlagen hinnehmen, da die russische Armee viel besser ausgerüstet war und über deutlich mehr Soldaten verfügte. Zu Hause traten bald Mängel in der Versorgung zutage, Lebensmittel und Bedarfsartikel wurden rationiert und mit der Zeit immer knapper. Anfang 1917 musste die Volksschule in Pasching „wegen vollständiger Erschöpfung des vorhandenen Heizmaterials“ einen Monat lang gesperrt werden.

Flüchtlinge und Kriegsgefangene
Die Niederlagen in Galizien verursachten auch ein massives Flüchtlingsproblem, von dem auch die Gemeinde Pasching nicht unberührt blieb. Im November 1914 kamen 50 Ruthenen – so wurden die Ukrainer in der Monarchie bezeichnet – in den Ort. Sie kamen aber nicht aus dem Osten, sondern aus Deutschland, wo sie ihre Arbeitsplätze verlassen mussten. Sie wurden zunächst beim Wirt und Fleischhauer Emhofer untergebracht, der vom Staat pro Person täglich 70 Heller für Unterbringung und Verpflegung erhielt, eine überaus geringe Aufwendung. Am 1. Februar 1915 wurden die mittellosen Flüchtlinge auf Schlitten nach Wilhering weitergeschickt.
Unmittelbar darauf kamen tatsächliche Kriegsflüchtlinge: Juden aus Galizien und der Bukowina, 60 Personen. Im Ort wurde ihnen mit Vorbehalten begegnet, zumindest machte der Paschinger Pfarrer gegen sie Stimmung. Als sich 1915 die Kriegslage in Galizien zugunsten der Österreicher verbesserte, drängte er auf die Rückführung der Flüchtlinge.
Daneben waren auch Kriegsgefangene, meist Russen, einquartiert. Ungefähr 50 bis 60 standen als landwirtschaftliche Arbeiter im Einsatz.

1918
Zu Kriegsende wurde Pasching von einer Pockenepidemie heimgesucht. Die Schule musste gesperrt werden, drei Kinder starben. Und es häuften sich Diebstähle und Einbrüche vor allem durch Kriegsgefangene. Motiv war meistens Nahrungsmittelbeschaffung: Obst wurde von den Bäumen gestohlen, im Stall wurden Kühe abgemolken, Kartoffeldiebstähle auf den Feldern nahmen überhand, mehrmals wurden auch Bienenstöcke geplündert.

Mehr historische Eindrücke über die Gemeinde Pasching mit den Ortschaften Aistenthal, Thurnharting und Wagram, finden sie auf den 488 Seiten der Chronik „Pasching im Wandel der Zeit“. Erhältlich um € 40,- im Rathaus Pasching (Leondinger Strasse 10, Tel. 07221/88515) oder in der Gemeindezweigstelle Netzwerk Langholzfeld (Netzwerkplatz 1, Tel. 07221/88515).
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