Das evangelische Pasching

Im 16. Jahrhundert waren weite Teile Europas protestantisch geworden. In Oberösterreich fiel die Lehre Luthers auf besonders fruchtbaren Boden. Doch es dauerte bis 1781, bis man sich in Pasching zum evangelischen Glauben bekennen konnte.
Obwohl formal ein katholisches Land, war Oberösterreich Mitte des 16. Jahrhunderts fast zu 90 % evangelisch. In der Umgebung von Pasching lassen sich zu dieser Zeit evangelische Prediger nachweisen, sie waren von Adeligen ins Land geholt worden. Mit dem Regierungsantritt Kaiser Rudolfs II. 1576 änderte sich jedoch die Lage. Die Gegenreformation begann, sie stieß zum Teil auf erheblichen Widerstand. Die Wilheringer Stiftschronik erwähnt 1602 die Spitalskirche in Ottensheim als eines der Widerstandsnester und dass dorthin auch viele Evangelische aus Pasching kämen.

Paschinger Exulanten
Für die Paschinger Protestanten war neben Ottensheim, Hörsching und Traun natürlich auch Linz ein wichtiger Ort. In den Linzer Trau- und Taufmatriken sind bis 1617 zahlreiche evangelische Familien aus Pasching nachweisbar. Doch bald war auch ihnen die Ausübung ihrer Religion verboten. 1624 wurden alle evangelischen Prediger und Schulmeister des Landes verwiesen. Die Bevölkerung wurde vor die Wahl gestellt: entweder wieder katholisch werden oder auswandern. Um 1650 erreichte die Auswanderungsbewegung ihren Höhepunkt. Die überwiegende Mehrheit der oberösterreichischen Exulanten („außerhalb ihres Landes Lebende“) wandte sich dem evangelischen Mittelfranken zu. Auch zahlreiche Paschinger verließen ihre Heimat: Bauern, Handwerker, Tagelöhner.

Glaube im Geheimen
Die, die in der Heimat blieben, mussten sich anpassen oder konnten ihrem Glauben nur im Geheimen treu bleiben – man spricht von „Geheimprotestanten“, die ihre wahre Religion verbergen mussten. Hundert Jahre später, um 1750, mehrten sich auch in der Umgebung von Pasching die Anzeichen, dass der evangelische Glaube nicht ausgerottet worden war. Eigens wurden fünf katholische Missionare eingesetzt. Aus Pasching selbst heißt es 1755, dass es hier „sehr viele zweifelnde, schwache und auch im Glauben untreue Christen“ gebe. Gleiches galt auch für die Nachbarorte Thening, Wagram, Traun und Hörsching. Als ihnen 1781 durch das Toleranzpatent Josephs II. die freie Religionsausübung erlaubt wurde, schlossen sich die Paschinger Protestanten der evangelischen Gemeinde in Thening an, wo der Geheimprotestantismus besonders stark ausgeprägt war. 1782 wurde hier auch ein Toleranz-Bethaus und im Jahr darauf eine evangelische Schule errichtet, in der auch die evangelischen Paschinger Kinder zum Unterricht kamen. 1859 wurde in Thening die neue evangelische Kirche fertiggestellt, 1867 durfte sie auch mit einem Kirchturm ausgestattet werden. Zur evangelischen Pfarrgemeinde Thening gehörten damals rund 50 Dörfer zwischen Donau, Traun, Kürnberg und Aichberg. Am evangelischen Friedhof in Thening wurden auch Verstorbene aus Pasching begraben.

Das evangelische Pasching im 20. Jahrhundert
Nach der Volkszählung von 1910 lebten 944 Katholiken und 166 Protestanten in der Gemeinde. Bei der Wahl der neuen Gemeindevertretung im Jahr davor, wurde der Protestant Josef Hörschinger Stellvertreter des Bürgermeisters. Großzügig wurde im Wahlakt angemerkt: „Es ist ein Zeichen der Toleranz der katholischen Paschinger.
Bis Ende der 1920er-Jahre besuchten die evangelischen Kinder von Pasching noch die Schule in Thening, die Kinder von Wagram wurden seit der Gründung 1851 in die evangelische Schule nach Traun gesandt. 1934 wurden in Pasching 1241 Katholiken, 154 Protestanten, 11 Konfessionslose, 6 Altkatholiken und 2 Juden gezählt.
Einen größeren Zuwachs an Protestanten erfuhr die Gemeinde Pasching Ende der 1950er-Jahre durch den Zuzug volksdeutscher Flüchtlinge, von denen viele evangelisch waren wie z. B. die Siebenbürger Sachsen. Im Jahr 1961 lebten in der Gemeinde Pasching 450 Protestanten und 4800 Katholiken.

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