Brandserie 1932

Brände spielen in jeder Ortsgeschichte eine mitunter verheerende Rolle. Im Jahr 1932 wurde Pasching für einige Monate in Angst und Schrecken versetzt: Eine Serie von Brandstiftungen richtete im Ort großen Schaden an. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit Anfang der 1930er-Jahre entstand schnell das Gerücht, dass die Brandstifter Arbeitslose wären, die sich beim Wiederaufbau eine Arbeitsgelegenheit erhofften. Manche glaubten sogar, dass Baufirmen hinter den Anschlägen stünden.
 

1. Brand: Humergut in Thurnharting
Am 3. September 1932 brach um 8:45 Uhr am Humergut der Theresia Boxhofer ein Feuer aus. Innerhalb kürzester Zeit stand der strohgedeckte Wirtschaftstrakt in Flammen. Während ein Übergreifen auf das Wohngebäude verhindert werden konnte, wurde die gesamte erst vor wenigen Wochen eingebrachte Getreideernte vernichtet.

2. Brand: Dorngut in Aisenthal
Nur 36 Stunden später, am 4. September 1932 um 20:45 Uhr, stand das zweite Bauernhaus in Flammen. Es war das Dorngut der Bauersleute Josef und Anna Lehner. Der Brand war weithin sichtbar und erregte sogar noch in Linz Aufsehen, mehrere Löschzüge, auch aus Urfahr, rückten an den Brandplatz aus. Doch sie konnten nur wenig ausrichten: Wegen der lang anhaltenden Trockenheit herrschte so großer Wassermangel, dass nur mit der Jauche gelöscht werden konnte. Die gesamte Ernte von 90 Joch Grund wurde ein Raub der Flammen, auch an die 40 Schweine verbrannten. Die Brandermittler eruierten, dass das Feuer neben der Scheune gelegt wurde.

3. Brand: Baumgartnergut in Thurnharting
Rund einen Monat später, am 10. Oktober 1932 um 13 Uhr, brannte das Baumgartnergut von Franz und Anna Mayr. Das Feuer wurde in einer Holzhütte gelegt. Der Brand griff schnell auf den Wohn- und Wirtschaftstrakt des Hofes über. Neben der letzten Ernte und den landwirtschaftlichen Geräten verbrannten mehrere Schweine und eine Ziege. Fast vergeblich kämpften acht Feuerwehren gegen die Flammen – aufgrund des Wassermangels konnten auch hier nur einige der Spritzen eingesetzt werden.

4. Brand: Zeilmayrgut in Aistenthal
Wieder einen Monat später, am Freitag, dem 11. November 1932, um 20:30 Uhr, wurden die Bewohner von Pasching erneut durch Feueralarm aufgeschreckt.
Es stand der Hof des Fritz Feitzlmayr, vulgo Zeilmayr, in Flammen, mit rund 130 Joch Grund der größte Hof im Umkreis. Das Feuer war im Maschinenhaus ausgebrochen und breitete sich schnell auf das noch mit Stroh gedeckte Anwesen über. Obwohl auf dem Brandplatz in kurzer Zeit elf Feuerwehren erschienen, brannte das stattliche Gebäude bis auf das Mauerwerk nieder – auch hier war zu wenig Löschwasser vorhanden. Sämtliche Futter- und Getreidevorräte sowie 12.000 Kilogramm ausgedroschene Gerste, die am nächsten Tag hätte geliefert werden sollen, fielen dem verheerenden Brand zum Opfer, ebenso zahlreiche landwirtschaftliche Geräte.

5. Brand: Macherfriedgut in Pasching
Am Sonntag, dem 27. November 1932, gab es dann zum fünften Mal innerhalb von drei Monaten Feueralarm: Um 23:30 Uhr brannte das Macherfriedgut von Johann und Anna Jungreithmair. Im Linzer Volksblatt lautete am nächsten Tag die bange Frage: „Wer wird der Nächste sein“ und „wann wird endlich einmal der ruchlose Brandleger bei der Tat ertappt werden?“

Ein Maurergehilfe als Brandleger
Die Bundespolizeidirektion Linz entsandte zwei Kriminalbeamte an die Tatorte. Gemeinsam mit der Gendarmerie Pasching konnten sie am 1. Dezember 1932 den im Kühzagllehnerhaus (Pasching Nr. 21) wohnhaften 22-jährigen Maurergehilfen Adam Kirchmayr als Täter ausforschen. Er gestand die Brandstiftung und gab als Grund seine lange Arbeitslosigkeit und die ihn belastende Alimentationsverpflichtung für sein zweijähriges Kind an. Bei dem zuvor abgebrannten Dorngut habe er beim Wiederaufbau mehrere Wochen Arbeit gefunden.
Bei dem Neubau des kurz darauf abgebrannten Zeilmayrgutes sei er jedoch zu spät gekommen und wurde nicht eingestellt. Da ihm nur mehr eine Arbeitszeit von vier Wochen fehlte, bis er den Anspruch auf die volle Arbeitslosenunterstützung erlangt hätte, kam ihm der Gedanke zur Brandlegung beim Macherfriedgut: Er hoffte, beim Neubau des Bauernhauses wieder Arbeit zu finden. Eine Verantwortung an den früheren Bränden in Pasching gestand er jedoch nicht ein. Am 10. Mai 1933 wurde Kirchmayr vom Schwurgericht in Linz zu vier Jahren schweren Kerker verurteilt, aber bereits am 7. Jänner 1935 bedingt aus der Strafanstalt Garsten entlassen.