Paschinger Eisenbahngeschichte

Mit der Eröffnung der „Kaiserin Elisabeth Bahn“ begann 1858 ein neues Zeitalter in Österreich. Am 21. November 1858 traf der Eröffnungszug in Linz ein, er benötigte dafür rund acht Stunden.1859 wurde dann zügig an der zweiten Teilstrecke von Linz bis Lambach weitergebaut, erst im Sommer 1960 war der Schlussteil bis Salzburg fertiggestellt.


Der erste Bahnhof nach Linz befand sich damals in Hörsching, an der Gemeindegrenze zu Pasching, knappe zwei Kilometer vom Ortszentrum entfernt. Im Ortsgebiet von Pasching durchschnitt die Bahn rund 90 Grundparzellen, die Strecke führte über einen großen Teich und überquerte fünf Straßen, wobei an den drei wichtigsten ein Bahnschranken samt Wächterhaus errichtet wurde. Die Wächterhäuser erhielten von Seiten der Eisenbahndirektion eine Nummerierung, die von Wien aus aufsteigend erfolgte. Auch seitens der Gemeinde erhielt jedes Gebäude eine Nummer: Das Wächterhaus Nr. 236 hatte in Pasching die Hausnummer 70, das Wächterhaus Nr. 237 wurde im Grundbuch als Pasching Nr. 71 und das Wächterhaus Nr. 238 als Nr. 72 geführt. Die bediensteten Bahnwächter wohnten dort mit ihren Familien.

Bahnstation Pasching
Der anfangs eingleisige Bahnverkehr zwischen Wien und Linz stieß bald an seine Grenzen, so dass schrittweise der zweigleisige Ausbau in Angriff genommen wurde. Der Abschnitt Linz–Wels wurde als erste zweigleisige Strecke bereits am 7. August 1870 fertiggestellt. Bis allerdings die komplette Stecke Wien–Salzburg zweigleisig befahrbar war, dauerte es bis zum August 1902. Durch den zweispurigen Bahnausbau erhielten auch viele Ortschaften eine eigene Haltestelle und wurden damit an den Bahnverkehr angebunden, so auch Pasching. Die Haltestelle – unmittelbar nach Leonding die übernächste nach Linz – befand sich genau bei Bahnkilometer 195,9. Wie an den Bahnhöfen entstanden auch an den Haltestellen mit der Zeit Restaurationen und Gasthäuser. Sie dienten als Labungsstelle und Übernachtungsmöglichkeit, in erster Linie aber als Warteraum für die Zugreisenden, die dort auch die Fahrkarten kaufen konnten.
Die Gasthäuser, die also auch die Funktion von Bahnhöfen hatten, wurden unter genauen Vorgaben der Bahngesellschaft im durchwegs gleichen Stil errichtet und an private Betreiber vergeben. In Pasching war es das Gasthaus „Zur Haltestelle“, es wurde Anfang 1891 errichtet, die ersten Besitzer waren Johann und Barbara Brunner. Das Gasthaus wurde auch „Bahnrestauration“ genannt und erhielt die Hausnummer 60. Das Gasthaus war ein gern besuchtes Ausflugslokal der Linzer, ebenso nützten es viele Linzer Vereine für ihre Versammlungen, wie zum Beispiel der Eisenbahner Musikverein. Das Gasthaus war auch die Paschinger „Gemeindestube“, es fanden hier Gemeinderatssitzungen ebenso wie Bürgermeisterwahlen statt. Natürlich war es auch Herberge für viele Paschinger Vereine wie den Pfarrgründungsverein oder die Paschinger Feuerwehr, welche hier ihre Versammlungen abhielten.

Die Paschinger Eisenbahner
So mancher Paschinger fand bei der Eisenbahn Arbeit, immerhin war die Eisenbahndirektion Linz der größte Arbeitgeber in der Umgebung. Einer der ersten Eisenbahner (Zugsführer) in Pasching war der 1838 in Pasching 41 (Kilian) geborene Franz Mittermayr. Vermutlich war er es, der auch den Paschinger Stefan Niedermayr zur Eisenbahn brachte, der dann in Linz Schaffner wurde. 1917 gründete Niedermayr gemeinsam mit den Paschinger Bahnwärtern Stefan Weinberger, Franz Kasterka und Ignaz Weixelbaumer die Sozialistische Ortspartei, auch der Lokführer Johann Weichselbaumer von Pasching Nr. 32 gehörte zu den ersten Funktionären. 1920 wurde der Eisenbahner Niedermayr schließlich erster sozialistischer Bürgermeister von Pasching. Im September 1909 heiratete er die Zimmermannstochter Maria Enzenhofer (*1883†1965), sie war als 17-Jährige nach Pasching gekommen und hatte im Gasthaus Brunhuber (später Gleiß) Arbeit gefunden. Gemeinsam hatte das Ehepaar 17 Kinder. Seine jüngste Tochter (*1927†2009) vermählte sich mit den Paschinger Bauernsohn  Franz Minichmayr (*1930†2023). Ihre 1977 in Pasching geborene Enkelin ist die bekannte Schauspielerin Birgit Minichmayr. Wie sehr die Geschichte von damals bis heute prägend wirkt, zeigt der Umstand, dass der Urgroßvater des ehemaligen Bürgermeisters Peter Mair ebenfalls Lokführer bei der Eisenbahn war. Auch der von 1976 bis 1989 amtierende Bürgermeister Robert Pill fand leichter Unterstützung bei den „Altpaschingern“, da auch er aus einer Eisenbahnerfamilie stammte. Insbesondere in den Zwischenkriegsjahren sicherte eine Anstellung bei der Bahn ein regelmäßiges Einkommen, so kam es, dass sich viele Eisenbahner in diesen „mageren“ Zeiten ein eigenes Haus in Pasching errichten konnten. Zu dieser Zeit besaßen bereits 28 Eisenbahner das Heimatrecht in der Gemeinde, das waren mehr, als es Bauern in Pasching gab. Dazu kamen noch viele Eisenbahner, die im Ort lebten, aber hier nicht heimatberechtigt waren. Zusammen bildeten sie den größten Berufsstand in Pasching.